Fritz Kissel Siedlung

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Lageplan, Fritz-Kissel-Siedlung
Grundriss, Breslauer 68
Schnitt, Breslauer 68
Grundriss, Ziegelhüttenweg 46
Schnitt, Ziegelhüttenweg 46
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FRITZ KISSEL SIEDLUNG
Aufstockung der denkmalgeschützten Fritz Kissel Siedlung mit 130 Wohnungen in Holzmodulbauweise

Standort Mörfelder Landstraße, Breslauer Straße, Ziegelhüttenweg, Frankfurt am Main
Bauherr Nassauische Heimstätte, Vonovia
Bauweise Holzmodulbau mit Raummodulen
BGF 10.507 m²
Wohneinheiten 82 (NH) und 48 (Vonovia)
Fertigstellung 2021
Vergabeform Direktauftrag
Leistungsphase 14, Beratung in LP5
Projektteam LiWood Holzmodulbau AG, München

Die Fritz-Kissel-Siedlung wurde in den frühen Fünfzigerjahren erbaut. Sie knüpft an das große Riedhof-Siedlungsprojekt aus der May-Ära an, unterscheidet sich jedoch grundlegend von den Siedlungen der Zwanzigerjahre: Die kurzen drei- und viergeschossigen Zeilen sind in Nord-/Südrichtung ausgerichtet und leicht gegeneinander gedreht.

 

Die Erschließung für den Fahrverkehr erfolgt von den Giebelseiten der Zeilen, dazwischen führen Wohnwege durch die üppig begrünten Zwischenräume zu den Hauseingängen. Am südlichen Rand der Siedlung ist die Stadtkante durch sechsgeschossige Punkthäuser deutlich markiert. Als größte Frankfurter Siedlung der Nachkriegszeit wurde sie im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt. Schützenswert ist insbesondere die städtebauliche Figur, die sich nahezu unverändert bis heute erhalten hat.

 

In Anbetracht des immer knapper werdenden Wohnraums in Frankfurt soll die Siedlung behutsam nachverdichtet werden. In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurden folgende Vorgehensweise festgelegt:

 

· Beide Eigentümer müssen gemeinsam aufstocken, um die Höhenentwicklung in der Siedlung zu erhalten

· Die Freiräume durften nicht bebaut werden, alle Grünflächen mussten erhalten bleiben.

· Neuer Wohnraum durfte in der Siedlung nur durch Aufstockung, nicht durch Ergänzungsbauten entstehen.

· Die Aufstockungen sollten so ausgeführt, dass sie sich in Material und Farbgebung von den Bestandsbauten unterscheiden. Dadurch sollten die ursprünglichen Proportionen der Siedlung auch nach der Aufstockung ablesbar bleiben.

· Die Riegel mit den Trockenböden und den kleinen Fenstern in den obersten Geschossen sollten erhalten und nicht aufgestockt werden.

· Alle Bestandsbauten sollten einen neuen Anstrich in der bauzeitlichen Farbgebung erhalten.

 

Die Aufstockung mit insg. 130 Wohnungen erfolgt über Holzmodule in der Regel um ein Geschoss. Lediglich die Punkthäuser erhalten zwei neue Geschosse, da sie bereits bei der letzten Sanierung Aufzüge erhalten hatten. Wegen des geringen Gewichts, der lärmemissionsarmen und kurzen Bauzeit sowie aus ökologischen Gründen werden die Aufstockungen in Holzmodulbauweise ausgeführt. Zwischen Bestandsbau und Aufstockung wird eine Lastverteilungsebene eingeführt, die gleichzeitig die Versorgungsleitungen aufnimmt. Dieser sogenannte Zwischenboden verteilt die Lasten der Aufstockung auf die tragenden Querschotten des Bestandes. Somit sind die Grundrisse in der Aufstockung unabhängig von den darunterliegenden Geschossen.

 

Es entsteht ein Wohnungsmix aus Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen mit 30% geförderten Wohnungen. Die modulare Struktur ist in den späteren Innenräumen nicht mehr erkennbar. Die adaptiven Holz-Raummodule erlauben die Realisierung von lichtdurchfluteten Wohnungen mit großzügigen, fließenden und offenen Räumen.

Die Mieter bleiben während der Bauzeit in ihren Wohnungen. Um die Bauarbeiten im Bestand auf ein Minimum zu reduzieren, erfolgt die Versorgung der Aufstockungen über Außenschächte. Zur Heizung der neuen Geschosse werden Luft-/Wasserwärmepumpen eingesetzt, die durch Photovoltaik betrieben werden.

 

Die Vorfertigung der Raummodule findet in einer Feldfabrik bei Frankfurt statt. Hier werden die einzelnen Bauteile auf LKW’s angeliefert und auf einer Fertigungsstraße zu insg. 500 Raummodulen zusammengesetzt.

Ein großer Vorteil einer Feldfabrik ist, dass nicht die fertigen Module, sondern lediglich das Plattenmaterial durch die Republik gefahren werden. Dies ermöglicht einen sehr effektiven Transport der fertigen Raummodule von der Feldfabrik zur Baustelle. Es ermöglicht auch die »Just in time« Anlieferung der Module vor Ort für einen reibungslosen und schnellen Aufbau von ca. 100 m² Wohnfläche am Tag.

Die ganze Maßnahme fand unter Vollvermietung statt, hatte eine extrem kurze und lärmarme Bauzeit und ist sowohl hinsichtlich verwendeter Baumaterialien als auch den späteren Gebäudebetrieb ressourcenschonend.